GESCHICHTE

GESCHICHTE DER MUSIKKAPELLE BERKELDÖRFER 

 

Von Alters her ist die Musikkapelle Berkeldörfer aus verschiedenen Musikergruppen zusammengewachsen.

In der alten Gemeinde Ammeloe soll es schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts teils örtliche, teils überörtliche kleine oder größere Blaskapellen gegeben haben; in Wennewick sogar eine mit 25 Musikanten. Durch die Kriegswirren von 1914 bis 1918 und Tod einiger aktiver Musiker war diese Kapelle nicht mehr existenzfähig. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde wieder eine neue Musikgruppe gebildet.

 

Von dieser Gruppe wusste das Mitglied Hermann Wantia zu berichten, dass sie nicht nur bei den örtlichen Festen aufspielte sondern des Öfteren auch auswärts im Kirchspiel auftrat. Als Lohn erhielt jeder Spieler zum Fastnachtsfest von nachmittags bis Mitternacht zwei bis drei Mark, für einen ganzen Schützenfesttag fünf Mark. Das Entgelt deckte in etwa die Kosten, die bei einem solchen Fest verzehrt wurden (Ein Schnäpschen kostete damals zehn Pfg., ein Glas Bier 20 Pfg.). Lange Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg blies dann kein Wennewicker mehr ins Horn.

Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg entschlossen sich Ammeloer Musikfreunde eine Blaskapelle zu gründen. Im Jahre 1920 gehörten ihr zehn Mitglieder an.

stehend v.l.: Gerhard Kondring, Heinrich Pöppelbuß, Bernard Noldes;
sitzend v.l.: Johann Rensing-Feltert, Heinrich Ahler, Johann Niestegge, Bernard Schmitz;
untere Reihe v.l.: Arnold Nagenborg, Wilhelm Nagenbord, Johann Rotering 

v.l. Johannes Elling, Josef Terhürne, Heinrich Pöppelbuß, Johannes Terhürnberg, Heinrich Huning, Johannes Pöppelbuß, Anton Nagenborg, Gerhard Pöppelbuß

Bernhard Noldes und Wilhelm Nagenborg waren die eigentlichen Gründer. Die Kapelle spielte bei kirchlichen Anlässen sowie auf Hochzeiten und Volksfesten. Durch Heirat oder Umzug einiger Musikanten hat sich 1929 diese Musikergruppe wieder aufgelöst.

 

Auch in den Bauernschaften Ellewick und Crosewick gab es Anfang der zwanziger Jahre schon eine Bläsergruppe. Diese Bläsergruppe bestand bis Ende der dreißiger Jahre und wurde vermutlich durch die Kriegswirren aufgelöst.

Nach dem zweiten Weltkrieg waren es in Ammeloe wiederum einige Ehemalige, die sich zur Neugründung einer Blaskapelle entschlossen. Initiator war 1951 der Holzschuhmacher Heinrich Pöppelbuß, der bereits in den 20er Jahren zu den Aktiven gehörte. Mit zweien seiner Söhne und fünf anderen jungen Männern aus der Nachbarschaft machte er wieder einen Neuanfang. Diese Gründung erwies sich als schwierig, da Instrumente rar waren und zum Teil von anderen Musikern geliehen werden mußten. Nach vielen Übungsstunden in der Klumpenkammer oder bei Pöppelbuß' Trude in der Küche, gelang es den Musikern in der Öffentlichkeit aufzutreten. Man nannte diese Musikanten damals auch schlichtweg die Holzwürmer oder Holzwurmkapelle, da es durchweg nur Holzschuhmacher und Zimmerleute waren.

 

Bei Prozessionen, Hochzeiten, Karnevalsfesten und Schützenfesten hörte man oft ihre Melodien. Diese Kapelle bestand nur sieben Jahre und wurde 1958 wieder aufgelöst.

 

Von dieser Gruppe blieben nur noch Johannes Elling (Trompete) und Heinrich Waning, der inzwischen auch das Trompetenspiel bei Pöppelbuß erlernt hatte. Diese beiden entschlossen sich dann, der Ellewick-Crosewicker Blaskapelle beizutreten. Man kannte sich schon, weil man sich in den zurückliegenden Jahren wechselseitig durch Aushilfen verstärkt hatte. Auch die Ellewicker Blaskapelle war Anfang der 50er Jahre entstanden. Die Gründer waren damals Wilhelm und Heinrich Schwanekamp, Heinrich Resing, Hermann Lösing-Lansing, Alfons Kondring und Hermann Lösing (Kötter). Man musizierte westlich der Berkel bis nach Zwillbrock und in Holland. Später schlossen sich dieser Musikkapelle immer mehr junge Leute von Ammeloe bis Zwillbrock an. Für einige Jahre führte die Kapelle auch den Namen Ammeloe-Ellewicker Blaskapelle.

 

Diese spielte schon in den 50er Jahren in Zwillbrock und ab 1961 in Wennewick auf den Schützenfesten. Eine einheitliche Uniform besaß man noch nicht. Im Jahr 1961 wurden vom Musikverein Wüllen gebrauchte Uniformjacken und Schirmmützen erworben.

 

Schützenfest Wennewick 1964 auf dem Hof Temminghoff-Winkelhorst

Dirigent Hans-Josef Neck

In 1964 kam der Junglehrer Hans-Josef Neck von Gelsenkirchen nach Ellewick. Er erklärte sich alsbaldbereit, mit den Bläsern neue und anspruchsvollere Musikstücke einzustudieren. Er war somit der erste Dirigent der Kapelle. 1965 wurde Lehrer Neck von der Volksschule Ellewick zur Volksschule Wennewick versetzt, die er bis zur Schließung 1969 leitete.

 

In diesen Jahren konnte er mehrere junge Wennewicker Schüler für die Blasmusik begeistern und für die Musikkapelle gewinnen. Auch konnten durch seine Initiative Sponsoren und auch viele passive Mitglieder gewonnen werden.

 

Da man immer häufiger zu verschiedenen Anlässen auftrat, wurde ein geeigneter Name für diese Kapelle gesucht. Die Versammlung der aktiven Musiker am 28. Januar 1968 in der Gaststätte Kondring (später Denno) nutzte man für die Namenssuche. In einer längeren Diskussion, bei der auch die Auftritte in den Kirchdörfern angesprochen wurden, einigte man sich schließlich auf den Namen 'Musikkapelle Berkeldörfer'.

 

Die Namensfindung der Musikkapelle löste einen Motivationsschub aus. In einer Generalversammlung, ebenfalls im Frühjahr 1968, wurde mit der Wahl des Vorstandes und der Wahl des 1. Vorsitzenden, Anton Hübers aus Crosewick, ein Grundstein für die weitere Entwicklung der Musikkapelle gelegt. Auf Anregung des Dirigenten Hans-Josef Neck wurde beschlossen die Musiker zum bevorstehenden 1. Konzert neu einzukleiden. Uniformjacken und Schirmmützen lieferte die Firma Linnenbrügger und Ellermann GmbH aus Bielefeld. Hemden, Hosen und Binder wurden durch die Firma Albert Engbers,

Filiale Vreden, zum Selbstkostenpreis besorgt.

 

Am Fronleichnamstag des Jahres 1968 fand in der Schützenhalle Ellewick unter der Leitung des Dirigenten Hans-Josef Neck das erste Konzert der neugegründeten "Musikkapelle Berkeldörfer" statt.

Lehrer Hans-Josef Neck setzte sich in den folgenden Jahren mit viel Elan, seinem ganzen Können und selbstloser Aufopferung für die junge Kapelle ein. Nach der Schließung der katholischen Volksschule Wennewick 1969 wurde er als Lehrer an der Walbertschule in Vreden eingesetzt. Berufsbedingt musste Hans-Josef Neck im Jahre 1972 seine Dirigententätigkeit nach acht Jahren aufgeben. Dank und Anerkennung gebühren ihm auch über seinen allzufrühen Tod hinaus für sein Engagement.

Von 1972 bis 1974 schwang Heinrich Resing, er war damals Bassist der Musikkapelle, den Dirigentenstab. Heinrich Resing hat es verstanden, in den sicher nicht leichten Jahren die Musikkapelle zusammenzuhalten. Er zählte noch viele Jahre zu den aktivsten Musikern unserer Kapelle.

Anfang 1975 nahm man Kontakt zum Niederländer Ben Seelen auf. Er war damals Musiklehrer an der Musikschule Vreden. Durch seine straffe und energische Stabführung bei der Einstudierung der Musikstücke konnte das Repertoire bald erweitert werden. Nun wurden neben Märschen, Polkas und Walzern auch die für die Blasmusik bearbeiteten anspruchsvolleren, modernen Musikstücke einstudiert. Damals konnte man auch einige von ihm gut geschulte junge Musiker dazugewinnen. So trug er ganz wesentlich zum Ausbau der Kapelle bei. Ben ist heute noch mit dem Verein verbunden. Er ist der Lehrer unserer Blöckflötenkinder.

 

Anfang der achtziger Jahre wurde auf Vorschlag des Dirigenten Ben Seelen eine Drumband gegründet. Es gelang aus jedem der drei 'Berkel-Dörfer' einige junge Musiker für die Drumband zu gewinnen. Einen fähigen Lehrer fand man in dem Holländer Berni Papenborg, der gleichzeitig auch Leiter der Drumband der Musikvereinigung Crescendo Rekken war. Zunächst bestand diese Gruppe je zur Hälfte aus den Schülern der Musikkapelle Berkeldörfer und einigen Trommlern der Musikvereinigung, die uns in der Aufbauphase der Drumband tatkräftig unterstützten. Nach einiger Zeit kam man dann ohne diese Hilfe aus und trat sodann allein mit den anderen Aktiven der Musikkapelle bei öffentlichen Festen auf. In den folgenden Jahren wurde die Drumband sowie die Musikkapelle von Berni Papenburg als Tambourmajor geführt. Die Drumband erreichte durch häufige Proben mit Berni Papenburg einen beachtlichen Leistungsstand. Ihr Können stellte sie bei mehreren Konzerten unter Beweis. Da Berni Papenburg gleichzeitig in den Niederlanden zwei Drumbands betreute und es bei Auftritten häufig zu Terminüberschneidungen kam, trat Hubert Albers aus Vreden als Tambourmajor an seine Stelle, wobei Berni Papenborg weiterhin die Ausbildertätigkeit ausübte. Zu unserem Bedauern musste die Drumband nach mehreren erfolgreichen Jahren aus Personalmangel wieder aufgelöst werden.

Dirigent Ben Seelen

Dirigent Robert Scholten

Im Jahre 1983, dem Jahr des 15jährigen Bestehens, wurde die Musikkapelle mit neuen Uniformen eingekleidet. Gleichzeitig übergab Ben Seelen nach mehrjähriger Dirigententätigkeit das Amt an seinen Nachfolger Robert Scholten, ebenfalls Niederländer. Mit Robert Scholten konnte die Musikkapelle Berkeldörfer einen hervorragenden Fachmann gewinnen, der nahtlos an die Arbeit von Ben Seelen anknüpfen konnte.

 

1987 endete die Ära von Anton Hübers als 1. Vorsitzender. Er leitete fast 20 Jahre die Geschicke der Berkeldörfer. In guter Zusammenarbeit mit den Dirigenten war er immer Ansprechpartner, wenn es darum ging, Dinge zum Wohle und Nutzen des Vereins in Bewegung zu setzen.

Neuer 1. Vorsitzender wurde Franz Winkelhorst, später mehr dazu.

 

Im Jahre 1998 beendete Robert Scholten seine Dirigentschaft bei den 'Berkeldörfern'. Über 15 Jahre hatte er unsere Musikkapelle in kameradschaftlicher Weise und mit viel Engagement geführt.

 

Nach insgesamt 23 Jahren unter niederländischer Leitung, konnte man den Südlohner Musiklehrer Hermann Damm dann als Dirigenten gewinnen. Er unterrichtete Saxophon und Klarinette und legte besonderen Wert auf den Aufbau eines Jugendorchesters, dass er auch einige Jahre leitete.

Ab 2008 führte dann Gertjan Lenderink die Proben unseres Orchesters. Für die Berkeldörfer war der Niederländer ein absoluter Glücksfall. Mit nur 23 Jahren, studierter Posaunist und gerade mit dem Bachelorabschluss seines Dirigatstudiums beschäftigt, waren wir seine erste berufliche Verpflichtung in Deutschland. Unvergessen, als er beim Jahreskonzert 2012 in der Aula des Gymnasiums seiner damaligen Freundin Jacqueline vor 500 Besuchern einen Heiratsantrag machte. Eigens für sie hatte er ein Stück mit dem Orchester einstudiert, mit dem er um ihre Hand anhielt. Als er ihr auf der Bühne knieend einen Ring an den Finger steckte, brandete im Publikum tosender Applaus auf. Auch die Hochzeit in den Niederlanden war für die „Berkeldörfer“ ein unvergessliches Erlebnis.

 

Im Jahre 2012 übernahm Stephan Huning, vorher 25 Jahre lang Geschäftsführer, den Posten des 1. Vorsitzenden von Franz Winkelhorst. Franz gestaltetet das 15-jährige Jubiläum im kleineren Rahmen in der Schützenhalle Ellewick mit. Auch war Franz Winkelhorst mitverantwortlich für den ersten eigenen Proberaum. Ein 80 qm-Raum im hinteren Teil der Schützenhalle Ellewick konnte angemietet und auf Vereinskosten ausgebaut werden. Für die damalige Musikerzahl der Musikkapelle ausreichend. Vorher hatten die „Berkeldörfer“ in der Grundschule Ellewick oder verschiedenen Gaststätten in Ammeloe, Oldenkott und Ellewick geprobt. Franz blieb weiterhin als aktiver Musiker dem Verein treu.

Dirigent Gertjan Lenderink

Viera Blech

Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Musikkapelle

 

Im Jahr 2018 konnten wir unseren 50. Geburtstag feiern. Den Anfang der Feierlichkeiten bildete ein Jubiläumsgottensdienst mit unserer musikalischen Begleitung in der Pfarrkirche Ellewick-Crosewick. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung wurde dort den Lebenden und Verstorbenen des Vereins gedacht. Im Februar dann ging für die „Berkeldörfer“ ein kleiner Traum in Erfüllung: Ein eigener Karnevalswagen für den Rosenmontagsumzug in Ottenstein. Unter dem Projektnamen „Josef“ (Projektleitet Josef Schroer) nahmen wir auf dem geschmückten Wagen sitzend und musizierend als eine Attraktion am Umzug teil. Ein unvergessliches Vergnügen. Zu unseren Jubiläumsfeierlichkeiten im Sommer wurden auch neue Uniformen angeschafft, da die alten Uniformen bereits aus dem Jahr 1982

stammten und dringend ausgetauscht werden mussten. Das dreitägige Jubiläumswochenende fand vom 15.-17. Juni 2018 statt. Ein Umzug durch das Dorf Ellewick unter Teilnahme von 25 Musik- und Schützenvereinen, sowie der Abschluß im Zelt auf dem Sportplatz mit der musikalischen Topgruppe „Viera Blech“ aus Österreich bildeten einige der vielen Höhepunkte.

Nach unserem Jubiläum 2018, Gertjan Lenderink war 10 Jahre unser Dirigent, mussten wir dann Abschied nehmen und konnten den passionierten Berufsmusiker, Posaunisten und Dirigenten Ben Cruiming aus Enschede als unseren musikalischen Leiter in unseren Reihen begrüßen. Mit ihm zusammen baute man die Jugendarbeit deutlich aus. Es wurden Jugendprüfungen als Zugangsvoraussetzung für den Eintritt in die Orchester – Jugendorchester oder Hauptorchestereingeführt. Dadurch wird die Qualifizierung der Jungmusiker für die Zukunft des Vereins auf feste Beine gestellt. Während der „Corona-Zwangspause“ (2019-2021) für Vereine wurde er nicht müde mit den einzelnen Musikern immer wieder Aufnahmen in Ton und Bild zu machen und in akribischer Arbeit Musikvideos des Vereins zu produzieren und zu veröffentlichen. Seine berufliche Basis war bis zum Sommer 2021 das Symphonieorchester in Enschede, heute PHION.

 

Wie bei den meisten Musikkapellen gehört auch bei den „Berkeldörfern“ neben der Musik die Geselligkeit zum Vereinsleben. Zum musikalischen Jahresprogramm mit Ständchen, Konzerten und Schützenfesten gehören auch Feiern und Ausflüge. Seit 1981 findet jährlich unser internes Sommerfest mit Königsschießen statt. Dazu stellt das jeweilige Festkomitee allerlei verschiedene Mottos und Aktivitäten zusammen. König und Königin werden auf der vereinseigenen Königskette verewigt! Auch nicht fehlen darf am Jahresanfang immer der Schneegang, leider öfter ohne, als mit Schnee.

 

Heute besteht die „Musikkapelle Berkeldörfer“ aus etwa 45 aktiven Musikern. Ursprünglich nur aus den Kirchdörfern und Bauernschaften, mittlerweile aber auch aus anderen Orten haben ehemalige Musiker/innen den Weg zurück zur Kapelle gefunden. Hinzu kommen noch ca. 25 Jungmusiker/innen im Jugendorchester und im neu gegründeten Aufbauorchester.

 

Dirigent Ben Cruiming

Kontinuität wurde in den letzten 50 Jahren großgeschrieben. Die Leitung in diesen Jahren hatten lediglich fünf Dirigenten und drei 1. Vorsitzende.